Redner vs. Schreiber
14. Januar, 2015 um 15:50 Uhr,
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Was Person A aus dem Munde spricht, wird auf dem Blatt von Person B aufgeschrieben.
Heut zu Tage kann auf sooo viele Weise kommuniziert werden. Meistens und fast überall wird die persönliche Art bevorzugt. Dies ist jedoch nicht für jeden eine angenehme Sache. Es fehlen uns die Worte? Wir trauen uns nicht zu widersprechen? Wir wollen keinem ins Wort fallen? Welchen Grund dies auch immer hat... Oftmals werden diese Menschen als introvertiert und kommunikationsschwach bezeichnet. Es fällt ihnen dann auch schwerer, sich irgendwo integrieren zu können, wie beim Artikel "Einer für alle - alle für Einen" bereits erwähnt. Aber ich versichere euch, auch diese Menschen haben eine ausgeprägte Kommunikationsader - schwache Redner sind starke Schreiber. Das Schreiben gibt ihnen die Sicherheit, die beim Sprechen fehlt, die Worte lassen sich besser finden und so hart es klingen mag, der persönliche Kontakt ist nicht da. Ihre Gefühle stecken in den Worten, die sie niederschreiben. Die Texte der Schreiber sind meistens um ein Vielfaches länger, verzwickter und emotionaler. In Konfliktsituationen fällt es ihnen sehr schwer, im Augenkontakt ausführlich darüber zu sprechen. Meistens sind es nur kurze Sätze oder vereinzelte Worte, was Diskussionen als erschwerlich gestalten lässt. In Gruppenarbeiten, wo auch immer, fühlt es sich als ein Frage-Antwort Spiel an. Das gleiche Phänomen in der Freizeit, bei der Arbeit oder in der Schule in Small Talk Situationen: Sie reden erst oder nur, wenn sie gefragt werden, bringen sich nicht von selbst ein und halten sich im Hintergrund auf. Wenn sie dann aber das Bedürfnis haben, sich mitzuteilen, kann dies sehr gut auf schriftlichem Weg erfolgen.
Andersrum ist es bei den Rednern. Eine Unterhaltung zu starten oder gar anzuführen ist eine Leichtigkeit für sie und sie lieben es, ihre Gedanken zeitgleich in Worte zu fassen. Die Gesprächsthemen gehen ihnen praktisch nie aus und der direkte, persönliche Kontakt wird geschätzt. Sie scheuen sich nicht, auch einmal etwas Falsches bzw. Unpassendes zu sagen. Sollten sie jedoch etwas Schriftliches machen, kann dies entweder kurz verbunden oder in kleinen aber vielen Abschnitten sein. Konfliktsituationen können eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen und Small Talks mutieren zu längeren Unterhaltungen. Eines soll erwähnt sein: Das sind keine Regeln, sondern soll immer noch individuell betrachtet werden!
Haben die Schreiber schon mal probiert Redner zu sein? Und haben die Redner schon mal probiert Schreiber zu sein? Diese Fragen gelten nicht im Sinne einer Veränderung sondern lediglich einer Vorstellung, wie es für die jeweilige Person ist, den Raum von einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Für die meisten Menschen gelte ich als äusserst introvertiert und alles andere als verbal kommunikativ. Dass ich ein Schreiber bin, ist wohl nicht schwer zu erkennen und gebe ich auch offen zu. Aber genau das bewegt mich des Öfteren auch mal dazu, darüber nachzudenken wie es wohl für einen Redner ist, mit einem Schreiber zu kommunizieren. ;-) Und hey, keines ist besser als das andere!
Zwischendurch kann beobachtet werden, wie sich eine gewisse Spannung zwischen den beiden Seiten entwickeln kann. Manchmal habe ich das Gefühl, dass diese nicht aus Sympathie / Antipathie der Personen entsteht, sondern aufgrund der Gewohnheit die sie haben. Der Redner ist sich an die Extraversion und an die Leichtigkeit zu Sprechen gewohnt während der Schreiber zur Zurückhaltung und wortarmen Small Talks steht. Vergleichen wir dies mit der Kleidung: Die Frau die täglich in Jeans rumläuft müsste sich, nachdem sie sich überwunden hat, auch einmal Leggins auszuprobieren, stark daran gewöhnen in den leichten Hosen umzugehen. Umgekehrt sieht`s nicht anders aus. Aber geben wir dem Ganzen die nötige Zeit, werden sich beide in einem Einklang wieder finden und sie fangen an das Ungewohnte mit dem Gewohnten zu kombinieren.
Keep speak and write what would you like & XoXo